Leichtes Umsetzen des Richtigen Essens
Erstellt von r.ehlers am Sonntag 7. Juni 2015
Dies ist die Fortsetzung des Beitrags http://www.essenspausen.com/lebenskunst-des-richtigen-essens-guter-umgang-mit-sich-selbst/.
Alle Lebensweisheit und Lebenskunst, natürlich auch die des Richtigen Essens, ist vertane Mühe, wenn sie nicht leicht verstanden und umgesetzt werden kann.
Wilhelm Schmid spricht davon, dass wir mit uns selbst befreundet sein sollen. Er betont sehr eindringlich, dass diese Freundschaft nicht befohlen werden kann. Wenn man ihr auf angemessene Weise begegnet, wächst sie mit aller aller Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit heran. Unter Zwang und mit Krampf rührt sich da nichts, denn das Selbst ist autonom. Freunde gewinnt man mit Entgegenkommen, nicht mir Gewalt.
Versuchen Sie einmal, sich selbst (sofern sie nikotinabhängig sind) oder einem Dritten schmackhaft zu machen, mit dem Rauchen aufzuhören. Auch wenn Sie recht haben, dass das ungemein wertvoll wäre, erreichen Sie nicht mit Drängeln, Druck und Vorhaltungen.
Sind wir einfach unvollkommen, besonders die heutigen Menschen? Der Suhrkamp-Verlag stellt das in seiner Kurzinformation zu Schmids Buch tatsächlich so dar:
„Heute erscheint das Selbst als wunder Punkt im Geflecht der Zeit, als größte Schwachstelle der modernen Gesellschaft. Es hat sein Selbstverständnis verloren, das aus vormoderner Tradition, Konvention, Religion stammte und noch weit in die Moderne hineinragte.“
Richtig ist daran nur, dass das künstliche Gerüst, mit dem unsere Kultur dem sinnsuchenden Menschen festen Halt gab, ihn damit aber als eigentlich selbstmächtiges Wesen entmündigte, immer mehr an Kraft verloren hat. Ist das nicht großartig? Dem modernen Menschen bleibt endlich die Wahl zwischen hilflos verzweifelter Klage, dass nicht alles perfekt geregelt ist in der Welt, und der eigenen Übernahme der Regie für sein Leben.
Wie wichtig es ist, die Leichtigkeit in die Umsetzung der Lebenskunst zu bringen, sagt Schmid so schön, dass ich ihn mit einigen Kernsätzen dazu selbst reden lassen will:
„Keineswegs kann die Philosophie verbindlich sagen, wie das Leben zu leben sei, und doch kann sie nur eine Hilfestellung leisten beim Bemühen um eine bessere Lebensführung: mit der Klärung und Aufklärung einer Lebenssituataion, einer Angst etwa, einer Beunruhigung oder Enttäuschung“ (S. 10).
Schmid spricht auf ganz andere Weise als der ständig oberflächlich von der Freiheit redende Bundespräsident Gauck davon, dass die Freiheit des modernen Menschen (in den westlichen Demokratien) im wesentlichen eine Befreiung ist (S. 12 f.),
- ein Freiwerden in der Gebundenheitdurch die Religion, denn „er ist auf keineReligion mehr festgelegt, auf kein Jenseits mehr vertröstet – mit der Folge, auf kleine und großeLebens- und Sinnfrqagen nun selbst Antwort finden zu müssen,
- ein Freiwerden von politischer Bindung aufgrund der Befreiung von jedweder Bevormundung (jedenfalls auf dem Papier), mit der Folge, eine eigene Position gewinnen zu müssen,
- von ökologischer Bindung, „denn aufgrund technischer Befreung von den Vorgaben der Natur sind neue Lebensmöglichkeiten entstanden – mit der schmerzlichen Erfahrung, dabei die eigenen Lebensgrundlagen verletzen zu können und aus Eigeninteresse …eine ökologische Haltung neu begründen zu müssen,“
- von sozialer Bindung, vom Eingebundesein in Gemeinschaften befreit (‚“emanzipiert“) von erzwungenen Rollenverteilungen, sexuell befreit von überkommenen Moralvorstellungen, was eine eigene Bewertung sozialer Kontakte erforderlich macht,
- letztlich mit der „Auflösung von Zusammenhängen und somit vom Sinn“, was zur Erfahrung des „Nihilismus“ und der Notwendigkeit der eigenen Neubesinnung führt.
In der Arbeit der freien Gestaltung der Beziehungen des Selbst zur Außenwelt und zu sich selbst kann ein „Handbuch der Lebenskunst“ wie das von Schmid sehr behilflich sein;“nicht als definierte, sondern als provisorische Handreichuhg für das moderne und andersmoderne Leben“ (S.19). Nichts anderes sehe ich als meine Aufgabe in der Gesellschaft für das Richtige Essen und meine Beiträge auf dem vorliegenden Portal.
Eine bessere Lebensweise ist nicht erreichbar ohne eine Neubewertung alter Gewohnheiten. Schmid sprich auf sehr bemerkenswerte Weise über die Notwendigkeit gerade der Pflege der Gewohnheiten (S. 35):
„Gewohnheit ist konstruktive Stabilität, die selbst eine Instabilität zu leben erlaubt. Zwar wächst mit jeder Stabilitöät die Gefahr der Leblosigkeit, aber mit jeder Instabilität auch die Gefahr der Unlebbarkeit …, (indem sie) der grassierenden Sinnlosigkeit Einhalt gebieten können, denn in aller Subjektivität sorgen sie für die Wiederherstellung von Zusammenhängen des Lebens und gründen so selbst Sinn ..“
Aus dieser Sicht heraus versteht sich Schmids Anregung, im Erwerb neuer Lebenskunst nicht stur auf selbstgesetzte regeln zu setzen und sich und anderen ständig vorzumachen, stark zu sein, sondern auch schwach sein zu können und versagen zu dürfen.Die Autonomie des anderen Menschen zu achten ist im Sinne der Befreundung mit sich selbst auch die Achtung der Autonomie des eigenen Selbst. Manche reden von ihrem inneren Selbst als einem schwer erziehbaren unwilligen Kind. Damit werden sie seiner wahren Natur, die schon aus den neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen über das Wesen des Menschen erkennbar ist, nicht gerecht. Man muss nicht nur mit seinen äußeren Freunden freundlich umgehen, das schuldet man auch dem eigenen inneren Selbst! Daher geht es bei der Umsetzung der Lebenskunst (wie dem Richtigen Essen) nicht darum Gebote und Verbote aufzustellen, wie das so häufig geschieht. Schmid (S.43) sieht das so:
„Selbst eine ‚Empfehlung“ wäre noch zu normativ, daher bleibt es im Prozess der Beratung beim Verfahren der Anregung, die hilfreicher sein kann als ein konkreter Rat …“
Im Prozess der Beratung eines Dritten kommt dem eigenen Vorbild eine gewisse Bedeutung zu, auch wenn man sie nicht überschötzen darf. Hilfreich ist nach Schmid nur,mit dem eigenen Vorbild
einen Anlass zur Auseinandersetzung zu bieten, inderen Verlauf ein Gegenüber sein Eigenes zu finden vermag. Das eigene Beispiel stärkt zudem die Glaubwürdigkeit als Gesprächspartner, der nicht nur theoretisch beschlagen ist, sondern selbst auch einen praktischen Lebenvollzug vorzuweisen hat.“
Resultat socher Klärung und Beratung kann sein, dass der Angesprochene selbst seine Philosphie der Lebenskunst weiter entwickelt. Überhaupt eine eigene Auffassung vom Leben und von der Lebenskunst hat schließlich jeder, selbst wenn er sich dessen nicht bewusst sein sollte.
Dazu fügt sich sehr gut, was Schmid über die Lebenskunst als Kunst sagt:
„Lebenskunst, wie alle Kunst, ist nicht wtwa leicht, sie ist schwer, sonst ist sie keine Kunst. Darüber zu klagen ist wenig sinnvoll, denn die Lebenskunst ist, wie jede Kunst, keine Norm, sondern eine Option. Was daran leicht erscheint, ist das Resultat von Arbeit Mühe und Astrengung; Talent ist eher hinderlich, denn es verkannt die Arbeit, die zu leisten ist.Die höchste Kunst besteht freilich darin, im Nachhinein leicht zu erscheinen.“
Leichtigkeit der Umsetzung neuer Lebenskunst
Schmid spricht von der Arbeit und Mühe, die die Erkenntnis und die Umsetzung einer besseren Lebenskunst voraussetzt. Das kann ihm durchaus genügen, um den Leser zu fesseln. Dabei geht es ja auch „nur“ um den Rahmen für die eigentlichen Inhalte des neuen Verhaltens, den zu kennen natürlich einen großen Wert für die nachfolgeden Definierung einzelner sachlicher Erkenntnisse und deren Übernahme geh.
Die Anregung zur Aneignung einer besseren Lebenskunst, insbesondere der Erkenntnis un Umsetzung des Richtigen Essens, wird aber in der Beratung regelmäßig nicht aufgenommen werden, wenn den Angesprochenen nicht die Mühe und Arbeit der Erkenntnisgewinnung und die Wege ihrer Umsetzung geebnet und leicht begehbar gemacht werden.Es bedarf der Kunst des Ratgebers, ohne verlogene Werbung die Lebenskunst leicht erscheinen zu lassen.
Geht es z.B. in der Lebenskunst des Richtigen Essens um die Möglichkeiten des Abnehmens und der Gewichtskontrolle, können knallharte verlogene Versprechungen die Betroffenen nur vorüberhegend täuschen. Dem schnellen Verlust einiger Kilo folgt unweigerich der Rückschlag durch den Jojo-Effekt. Nachhaltigen Erfolg kann es nur geben durch die ehrliche und sorgfältige Aufklärung über alle seine Bedinungen und die Benennung einfacher Schritte dazu.
Fortsetzung: http://www.essenspausen.com/fehler-im-essen-verzeihen/